Sie lesen die Ausgabe: Frankfurter Börsenbrief vom 07.03.2024

Nr. 10/24 Frankfurter Börsenbrief

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Zur aktuellen Marktlage


Die Begeisterung für KI ist aus dem Rahmen gelaufen.

Damit veränderte ein Einziger bzw. eine Firma die Einschätzung sämtlicher Tech-Titel der Welt. Der nebenstehende Chart bildet dies ab. Tesla bewirkte vor 3 Jahren das Gleiche für die gesamte Autoindustrie der Welt. Die Sachverhalte sind richtig, aber die Begeisterung übertreibt. Um wie viel?

Nvidia erreichte mit seiner Bewertung vor wenigen Tagen die erste Billion. Apple und Microsoft schafften schon drei Billionen. Auch sie haben eine ordentliche Performance erzielt und alle Big Techs zusammen erreichten rund 30 % des Marktwertes des S&P 500 von über 42 Bio. Dollar. Wie viel Luft steckt in diesen Größenordnungen?

Nicht die tatsächlichen Investments sind ausschlaggebend, sondern die Wetten darauf, wie sich die Kurse bewegen könnten. Das Volumen dieser reinen Wetten ohne realen Hintergrund übersteigt das tatsächliche reale Investment in den genannten Aktien im Verhältnis 2 zu 1, teilweise 3 zu 1. Es wird also Luft gehandelt, mithin gespielt.

Es geht zurzeit also nicht darum, was die Aktien wert sind oder wie KI einzuordnen wäre, sondern um die Erwartungen, die sich daran knüpfen. Das ist der Umfang der nötigen Konsolidierung bzw. der Korrekturen. Jeder intelligente Investor kann mitdenken, wenn er sich die nebenstehende Fahnenstange anschaut. Tesla ist ein gutes Beispiel dafür:

Ende 2021 erreichte Tesla vor dem Split knapp 1.000 Dollar oder heruntergebrochen 340 Dollar. Daraus wurden in 12 Monaten 100 Dollar, dem eine Korrektur folgte und nun geht es wieder in Richtung 100 Dollar oder noch tiefer. Denn der reale Wert wird allgemein bei etwa 60 bis 70 Dollar geschätzt. Das Gleiche steht Nvidia bevor. Für alle anderen Big Techs gelten ähnliche Konsequenzen. Das wird die Sommer-Route. 

Mit freundlichen Grüßen 

Hans A. Bernecker

Inhalt:

Bayer: Trauerspiel im historischen Ausmaß
Bitcoin: Die Kryptodevise wird knapp
Value kommt wieder: Autowerte gefragt
Secunet Security: Wachstum ist programmiert
Gold + Silber: Kaufsignal und Nachholeffekte
Itron: Netzwerk-Intelligenz
Tokyo Electron / Toyota Motor: Zwei von „7 Samurai“
Rüstungs-ETF: Kommt der Trump-Effekt?
Mondelez: Süße 5 %
Musterdepots: Zukauf im spekulativen Portfolio

Meinungen, Kombinationen, Spekulationen


Bayer bleibt ein Trauerspiel

Unsere Zurückhaltung bei Bayer (siehe FB 47/2023) war bisher richtig. Die Kursentwicklung ist ein Debakel mit historischem Ausmaß (siehe Chart). Der Konzern ist auf der Suche nach einem Ausweg. Die viel zitierte Aufspaltung behält sich das Management als Option, hat aber für CEO Bill Anderson keine Priorität. Zum Schuldenabbau wird man aber um Teilverkäufe nicht herumkommen. Der Vorstandschef hat bis Ende 2026 die Entschuldung ganz nach oben auf die Prioritätenliste gesetzt - aus gutem Grund. Die Börse gesteht Bayer derzeit einen Marktwert von gut 25 Mrd. € zu und damit rd. 10 Mrd. € weniger als den Nettoschuldenstand. Das ist alarmierend, vor allem im Hinblick auf die Refinanzierungsnöte in den nächsten 3 Jahren. Ausstehende Schulden von 11 Mrd. € wollen abgelöst werden. Die Gläubiger werden genau hinsehen, auch weil die Rechtsrisiken rund um den Problemkomplex Glyphosat noch ungelöst bleiben. 
Es steht zu befürchten, dass die Aktie unabhängig von möglichen technischen Gegenbewegungen ihre Tiefs noch nicht ausgelotet hat. Der Kurs wird derzeit von der 20-€-Marke angezogen. Wir lassen weiter die Finger von der Aktie.


Bitcoins werden knapp

Der Bitcoin befindet sich im Rallymodus und auf Rekordkurs. Ursächlich für den Run auf die Kryp-
todevise ist die hohe Nachfrage nach den vor wenigen Wochen frisch zugelassenen Bitcoin-ETFs. Seit dem ETF-Debüt unter anderem von Branchengrößen wie BlackRock und Fidelity Investments wurden netto 7,35 Mrd. $ in die Konstrukte investiert, obwohl der bisher größte Bitcoin-Trust von Gray-
scale rd. 9 Mrd. $ Abflüsse seit der Notierung der ETFs verzeichnete. Hier geht es also nicht nur um Umschichtungen, sondern echten Kapitalzufluss. Bis 3.000 neu geschürfte Bitcoins werden benötigt, um den derzeitigen Hunger der ETFs bzw. der ETF-Anleger zu stillen. Allerdings stehen nur knapp 1.000 neu geschürfte Bitcoins täglich zur Verfügung. Bei den aktuellen Kapitalzuflüssen in die Bitcoin-ETFs herrscht ein eklatantes Angebotsdefizit beim Bitcoin. Hinzu kommt: Im Zuge des Bitcoin-Halvings, das voraussichtlich im April stattfindet, wird die Vergütung für das Mining halbiert, was das Angebotsdefizit verstärkt. Mitspielen? Wir haben das Thema am Rande mit einer Wette auf die Bitcoin Group (+ 60 % seit Empfehlung in Ausgabe 50/2023) gespielt.
Als echtes Investment sehen wir den Bitcoin nicht. Als Beimischung in Form eines Glücksloses mit maximal 1% Depotanteil lässt sich der Bitcoin bei einer fälligen Kursberuhigung rechtfertigen. Wir plädieren dafür, das über den Bitcoin direkt in einer Wallet abzubilden, was vor allem steuerliche Gründe hat. Gewinne aus dem Bitcoin-Handel sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei, bei kürzerer Haltedauer fällt der persönliche Steuersatz an. Bei abgeleiteten Produkten wie ETFs oder Zertifikaten fällt im Gegensatz dazu die übliche Kapitalertragssteuer an.


Value ist derzeit „out“, aber reif für ein Comeback

Die Konzentration auf Tech- und Growth-Aktien hat extreme Züge angenommen. Rd. 10 % der Aktien - und das sind die einschlägig bekannten Tech-Größen - geben bei den US-Indizes die Richtung an, nicht der breite Markt. Eine Konsolidierung ist überfällig. Die Konzentration drückt sich auch im Value/Growth-Ratio aus, das erneut einen unteren Extremwert (siehe Chart oben) erreicht hat, an dem es in der jüngeren Vergangenheit zu einem Stimmungswechsel im Markt kam. Die entscheidende Frage ist, wann der Markt mit der Rochade beginnt.


Welche DAX-Werte bieten eine Value-Chance?

Die größte Diskrepanz zwischen innerem Wert und Kurs weist aktuell die Porsche Holding auf, die gut 50 % unter dem notiert, was die Beteiligungen am Sportwagenbauer Porsche und VW wert sind. Das KGV liegt unter 3, was für ein Beteiligungsvehikel allerdings wenig aussagefähig ist. Direkt darauf folgt VW mit einem KGV für das laufende Jahr von unter 4 als billigste Auto-Aktie im DAX. Die Lkw-Tochter Traton hat das Comeback bereits eingeläutet und ein neues Hoch markiert. Dasselbe gilt für Daimler Truck. Bis auch VW wieder an Kurs zulegt (siehe FB 08/2024 im Detail), ist ebenso wie bei den weiteren Autowerten eine Zeitfrage. KGV-Bewertungen um 6 bei BMW und Mercedes-Benz sind als Chancen zu sehen. Favorit bleibt, wie in FB 01/2024 dargestellt, BMW.


Secunet: Sicherheit geht vor

Sicherheit ist nicht nur an der Börse ein Thema, sondern besonders im IT-Bereich, wie der Skandal-Leak bei der Bundeswehr zeigt. Cybersicherheit auf höchstem Niveau mit Verbindung zu Regierungsbehörden, Verteidigungsorganisationen und privaten Unternehmen bietet die Secunet Security Networks AG. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung innovativer Lösungen zum Schutz sensibler Daten, kritischer Infrastrukturen und Kommunikationskanäle spezialisiert. Es geht um militärische/behördliche Sicherheit ebenso wie Cyberschutz im Gesundheitswesen (Stichwort elektronische Patientenakte) oder im Bereich industrieller IoT. Cybersicherheitslösungen dürften vor allem bei deutschen Behörden im Zuge der wachsenden Ausgaben für Digitalisierung und Verteidigung in der Priorisierung höher gerutscht sein.
Entsprechend stabiles Wachstum ist bei Secunet in den nächsten Jahren zu erwarten. Ausgehend von 393 Mio. € im Jahr 2023 wird bis 2026 mit einem Umsatzanstieg auf 527 Mio. € gerechnet. Der Gewinn je Aktie wird dann bei 5,82 € erwartet, nach 4,45 € per 2023. Der Gewinn steht voll auch als freier Cashflow zur Verfügung. Die Aktie zählt nicht zu den Schnäppchen am deutschen Markt mit einem KGV in den 30ern, allerdings kommen US-Vertreter der Branche auf etwa das Doppelte. Aus den USA gab es zuletzt von CrowdStrike einen starken Ausblick, was auch Secunet zusätzlich zum Bundeswehr-Leak Impulse gibt. 

Thema der Woche


Gold hat in den Rallymodus gewechselt.

Das Edelmetall hat nach einem Kursanstieg von gut 4 % innerhalb weniger Tage ein massives Kaufsignal geliefert. Aus markttechnischer Sicht ist damit der Widerstand im Bereich von 2.075 $ je Unze, der in den vergangenen Monaten mehrmals angetestet wurde, nun endgültig aufgebrochen. Die Auflösung der rd. 4-jährigen Seitwärtsbewegung zwischen 1.675 $ und 2.075 $ lässt nun Spielraum bis rd. 2.500 $. 


Auslöser für den schnellen Anstieg waren unter anderem Short-Coverings im Anschluss an schwache US-Wirtschaftsdaten.

Der Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe (ISM Manufacturing) deutet auf eine Kontraktion im produzierenden Sektor der USA hin, wie der Rückgang von 49,1 auf 47,8 unterstellt. Werte unter 50 spiegeln eine wirtschaftliche Schwäche wider. Die Stärke der US-Wirtschaft wird vom Service-Sektor getragen. Im Zuge dessen reduzierte die Atlanta-FED die Erwartung für das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal von 3,0 auf 2,1 %. Anzeichen von Schwäche in der Wirtschaft sprechen für Gold als vermeintlich „sicherer Hafen“. Hinzu kommen die geopolitischen Spannungen, etwa im Nahen Osten/Roten Meer und das zunehmend kriegerische Wording gegenüber Russland. All das produziert Unsicherheit, die die Investoren unter anderem in Gold treibt. Man darf auch davon ausgehen, dass die Notenbanken weiterhin auf der Käuferseite bleiben. Allein 2023 wurden die Goldbestände der globalen Währungshüter um 1.037 Tonnen aufgestockt. Es findet eine Portfolioarrondierung bei den Notenbanken statt. Die Goldreserven in deren Bilanzen sind gegenüber dem Jahr 1974 von 51 auf rd. 15 % zusammengeschmolzen, während die Dollarreserven von 38,5 auf 52 % zugelegt haben. 


Silber: Dem Goldpreis hinterher

Im Windschatten von Gold läuft auch der Silberpreis mit. Während Gold nur als Sicherheitsanker zu sehen ist, hat Silber eine Doppelfunktion als Krisen- und Industriemetall. 48 % der Nachfrage ist industriell, 27 % etwa Investmentnachfrage, der Rest sind Schmuck und diverse andere Anwendungen. In Relation zu Gold ist Silber aktuell sogar zu billig, was sich aus dem Gold-Silber-Ratio ableiten lässt. 


Wie der nebenstehende Chart erkennen lässt, notiert Gold relativ zu Silber eher im oberen Extrembereich.

Das muss nicht heißen, dass Gold nicht weiter steigen kann, aber es legt nahe, dass Silber derzeit unterbewertet ist und damit Nachholpotenzial gegenüber dem Goldpreis besteht. Hilfreich für das dollarsensible Edelmetall ist auch die schwächere Tendenz, die sich im Zuge der anstehenden Zinssenkung durch die Fed fortsetzen wird. Silber steigt für gewöhnlich, wenn der Dollar fällt. Auch im Chart lässt sich der Nachholbedarf bei Silber erkennen. Während Gold ein neues Hoch generiert hat, fehlt bei Silber der Ausbruch über 25 $ für das nächste Kaufsignal. Dann wäre auch das Konsolidierungsdreieck entsprechend bullish nach oben aufgelöst. Wir raten daher bei Silber zum sofortigen Einstieg, während Gold nach dem jüngsten Run kurzfristig vermutlich eine Verschnaufpause Richtung 2.070/2.080 $ benötigt. 

Als Instrument bietet sich neben physischen Varianten Xetra-Gold (WKN: A0S9GB) an, das sich auch im konservativen Musterdepot (Seite 8) befindet. Wer etwas mehr PS sucht, findet im Open End K.O.-Call von Morgan Stanley mit der WKN: MB1HEH (akt. Kurs: 67,71 €; Hebel: 2,89; K.O.:1.395 $) eine Alternative. Bei Silber ist es der Silber ETC iShares Silver Trust (WKN: A0JMD6; akt. Kurs: 20,34 €), der größte physisch hinterlegte Silber-ETF der Welt. 


Minenaktien als Alternative?

Steigende Edelmetallnotierungen machen auch Minenaktien wieder interessant, die zuletzt gegenüber dem Goldpreis underperformt haben, was sich im unten stehenden Chart durch das Ratio aus NYSE Arca Gold Bugs Index und Goldpreis ausdrückt, das untere Extremwerte erreicht hat. In der Vergangenheit kam es bei derartigen Extremlagen fast immer zu einer deutlichen Erholung bei Minenaktien. In FB 49/2023 haben wir uns ausführlich zu Newmont und Agnico Eagle geäußert, die seitdem mit Kursziel 50 und 65 € auf der Empfehlungsliste im Frankfurter Börsenbrief stehen. Die Kaufempfehlungen für die Werte neben dem Musterdepotwert Barrick Gold als Basisinvestments stehen weiterhin.

USA


Itron: Netzwerk-Intelligenzler?

Der KI-Hype sorgt dafür, dass alle Arten technischer Intelligenz neu in den Blick genommen werden. Seit vielen Jahren wird propagiert, Strom- und weitere Versorgungssysteme mit Grid Intelligence, also Netzwerkintelligenz, zu versehen. Sie könnte mit KI auf eine neue Stufe gelangen.
Zu den Vorreitern der Technologie zählt das US-Unternehmen Itron mit Wurzeln bis 1977. Das Gründungsziel, den Verbrauch von Strom, Wasser, Wärme effizient zu erfassen und auszuwerten, ist längst erreicht. Für eine Verbrauchsglättung im Gesamtnetz (aus Klimaschutzgründen) müssen starre Verteilnetze zu reaktionsfähigen Systemen umgebaut werden. Dies beinhaltet Kontrolle/Abschalten von Verbrauchern bzw. Geräten. Bestes Werkzeug dafür ist das Internet, so begann 2010 Itrons Kooperation mit Cisco Systems, bekanntester Anbieter von Internet-Infrastruktur. 
Die entscheidenden Positionen, um in den Netzen (finanzielle) Macht zu entwickeln, sind jedoch besetzt. Ohnehin soll jedes relevante Gerät an das Internet angeschlossen werden, auch daher bleiben Itron und Mitbewerber auf ihre engen eigenen Systeme begrenzt, als Dienstleister der mächtigen Versorger. Diese werden sich KI selbst zunutze machen, um eine teils vorgreifende Netzsteuerung aufzubauen. Itrons Möglichkeiten für einen eigenen Burggraben bleiben so begrenzt wie letztlich der KI-Effekt für die Aktie.

JAPAN


„7 Samurai“: Wer hat Potenzial?

Was die „Glorreichen 7“ an der Wall Street sind, sollten die „7 Samurai“ am japanischen Markt sein. Diese haben als Charakteristik nicht nur eine starke Performance in den letzten 12 Monaten, sondern auch, dass sie seit 2020 keine operativen oder Netto-Verluste aufwiesen. Der japanische Nikkei 225 hat dieser Tage Geschichte geschrieben und mit einem Stand von zeitweise 40.472 Punkten ein historisches Hoch markiert. 

Bei den „7 Samurai“ haben wir es nicht mit einer homogenen Gruppe zu tun, vielmehr mit zwei unter einem Dach. Gruppe 1 sind Zulieferer für die Halbleiterindustrie, namentlich Advantest, Screen Holdings, Tokyo Electron und Disco. Den zweiten Part spielt die „Old Economy“ mit den Fahrzeugherstellern Toyota Motor und Subaru, komplettiert mit dem Industriegiganten Mitsubishi. 

Da stellt sich die Frage, ob es innerhalb dieser Gruppen Favoriten gibt, auf die Anleger speziell setzen sollten. Die Top-Performer in der Gesamtgruppe, bezogen auf die letzten zwölf Monate, waren Screen Holdings und Disco, beides Maschinenbauer. Screen Holdings bietet Equipment für die Halbleiter- und Display-Produktion an. Disco liefert Präzisionswerkzeuge. Tokyo Electron (Produktionsanlagen für Chips und Flachbildschirme) und Advantest (Testsysteme) teilen sich das Mittelfeld. Performancetechnisch hängt die „Old Economy“-Gruppe etwas hinterher. Mit einem Zugewinn von gut 90 % innerhalb der letzten zwölf Monate müssen sich Toyota und Subaru aber nicht verstecken. Auch das Schlusslicht Mitsubishi hat es bislang auf knapp 25 % gebracht. 


Zur Beurteilung, wer hier Favorit ist, ein Blick auf die Fundamental-Daten.

Im Industriesegment liefert Toyota das beste Verhältnis zwischen Fundamentaldaten und Bewertung. Mit einem geschätzten KGV für dieses Jahr von noch 11,2 ist man zwar etwas teurer als der Konkurrent Subaru mit 7,4. Doch dafür liefert Toyota einen kleinen Vorteil bei den Gewinnmargen. Auf Basis der Vorsteuermargen liegt Toyota hier mit 12,3 % gegenüber 10,7 % bei Subaru in Front. Mitsubishi ist deutlich abgeschlagen. Klarer Vorteil: Toyota.

Bei den Halbleiterausrüstern wäre zwar Disco trotz einer sehr hohen Bewertung aufgrund gleichzeitig sehr hoher Margen Favorit, ist aber leider aus Deutschland heraus nicht zu kaufen. Deshalb geht die Top-Empfehlung an Tokyo Electron. Das Unternehmen weist aktuell eine Vorsteuer-Marge von 25,6 % aus, der Zweitplatzierte Advantest kommt auf 19,7 %. Für die nächsten zwölf Monate wird ein Ausbau der Marge auf 27,4 % erwartet. Gleichzeitig liegt das KGV mit 55 noch unter dem Median der Peergroup bei 64. Wir raten entsprechend auch zu einer Anfangsposition.

Anleihen, ETFs & Co


Rüstungs-ETF unter Trump-Einfluss?

Die US-Vorwahlen sind gelaufen, die Kandidaten für den Päsidentschaftswahlkampf stehen fest. Das vor vier Jahren gelaufene Duell wird voraussichtlich wiederholt. Allerdings erscheint der Ausgang weniger ungewiss als beim ersten Mal.  Annähernd 100 % der Trump-Wähler vor vier Jahren wollen nach aktuellem Stand der Meinungsumfragen dem damals bevorzugten Politiker treu bleiben. Unter den Biden-Anhängern ist die Treue zwar ebenfalls ausgeprägt, sie liegt aber eher um die 90 %. Unterdessen hat sich an den Faktoren, die eine US-Wahl immer zu einer knappen Sache machen, nicht das Geringste geändert.
Ein erneuter US-Präsident Trump würde sich aus den militärischen Aspekten der Weltpolitik eher heraushalten, so schimmert es jetzt durch. Wir Europäer müssen uns darauf gefasst machen, dass die USA sich etwas weniger für uns engagieren. Die Nachfrage nach Rüstungsgütern innerhalb der USA wird geringer ausfallen. Dies muss sich negativ auf den von uns gewählten ETF auswirken, der den Schwerpunkt ausdrücklich auf US-amerikanische Luftfahrt- und Rüstungsindustrie legt. 
Die Reaktion der Europäer „auf Trump“ wird aber für Kompensation sorgen. Die eigene, europäische Rüstungsindustrie kann den erhöhten Bedarf nicht komplett decken. Pistorius und seine Kollegen bestellen weiterhin auch in den USA.


Mondelez: Versüßte Rendite

Der international tätige Süßwaren- und Snack-Konzern Mondelez tritt wieder am Anleihenmarkt auf. Das macht er regelmäßig und weist trotzdem sehr solide Kreditkennzahlen auf. Mondelez dürfte den meisten vor allem durch seine Welt-Marken wie Milka, Toblerone oder Oreo bekannt sein. Im vergangenen Jahr erreichte man einen Umsatzzuwachs um 14,4 %. Der operative Gewinn lag bei fast 6,9 Mrd. $ und der Gewinn je Aktie verbesserte sich um 12,5 % auf 3,32 $. Für das neue Jahr plant Mondelez mit einem organischen Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 %, wobei man eher das obere Ende der Spanne erreichen will. Der Gewinn je Aktie soll um einen hohen einstelligen Prozentsatz weiter zulegen können. Bei den Kreditkennzahlen weist Mondelez ein Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA vom rund 2,7-Fachen auf. Hinsichtlich des Schuldendienstes kann Mondelez entspannt sein. In den nächsten Jahren werden im Durchschnitt 1 bis 2 Mrd. $ zur Tilgung fällig. Das lässt sich gut aus dem Free Cashflow finanzieren. Er lag im letzten Jahr bei rund 3,6 Mrd. $ und sollte in diesem Jahr mindestens 3,5 Mrd. $ betragen. Vor diesem Hintergrund hat Mondelez eine neue Anleihe emittiert mit einer Laufzeit bis 2029. Diese wird mit 4,75 % verzinst und hat eine aktuelle Fälligkeitsrendite von knapp 5 %. Wir empfehlen den Kauf.

KONSERVATIVES MUSTERDEPOT

Depot:


SPEKULATIVES MUSTERDEPOT

Eckert & Ziegler verliert

Grund für das Minus sind M&A-Aktivitäten bei einem Kunden: Telix Pharmaceuticals kauft ARTMS, und damit eine Produktionsplattform für Radioisotope. Hiermit könnte Telix die Beschaffung von Isotopen in den Konzern integrieren. Über ARTMS erhält Telix einen kostengünstigen Zugang zu Isotopen wie Zirkonium-89, Gallium-68, Technetium-99m und Kupfer-64. Für das bereits in der Vermarktung befindliche Medikament Illuccix von Telix liefern die Berliner zum Beispiel Ga-68. Diese Umsätze stehen mit den M&A-Aktivitäten beim Kunden zur Disposition, allerdings nicht kurzfristig. Die kürzlich geschlossene Vereinbarung über die Lieferung des Isotops Lutetium-177 ist davon unberührt. Die Kursschwäche ist damit eine Kaufchance. 

Deutz: Neuzugang

Wir haben uns über die Bernecker App bei Deutz eingekauft. Die Aktie war in FB 51/2023 als „günstige Konjunkturwette“ für 2024 Thema. Das Produktspektrum von Deutz reicht vom Verbrenner auf Dieselbasis, über Gas bis hin zu E-Fuels und elektrisch sowie mit Wasserstoff betriebenen Motoren. 2024 geht der Wasserstoffmotor bei Deutz in Serienfertigung. Die positive Entwicklung im Nutzfahrzeugbereich (Traton, Daimler Truck etc.) stimmt zuversichtlich. 
Mit KGVs von 9 und 7,5 für 2024/25 ist die Aktie günstig und notiert auf Buchwert und ohne große Fantasie im Kurs. Aus technischer Sicht ist der Wert bei einem Ausbruch über die 6-€-Marke gut für Kurse um 8 € als Ziel, wir haben in der Empfehlungsliste das Kursziel entsprechend angepasst.

Depot:


EMPFEHLUNGSLISTE

Teil I:


Teil II:


Impressum:

Redaktion:

Markus Horntrich (verantwortlich),

Carsten Müller,

Helmut Gellermann

Verlag: Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH, Schiessstr. 55, 40549 Düsseldorf;
GF: Michael Hüsgen, AG Düsseldorf HRB 88070

Abo-/Leser-Service: Bernecker Börsenbriefe, Westerfeldstr. 19, 32758 Detmold,
Tel.: 0211.86417-40, Fax: -46, Mail: abo@bernecker.info

Der Frankfurter Börsenbrief erscheint wöchentlich. Vervielfältigung und Weiterverbreitung sind nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Zustimmung auf elektronische oder sonstige Weise an Dritte übermittelt, vervielfältigt oder so gespeichert werden, dass Dritte auf sie zugreifen können. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens veranlasste (auch auszugsweise) Kopie, Übermittlung oder Zugänglichmachung für Dritte verpflichtet zum Schadensersatz. Dies gilt auch für die ohne unsere Zustimmung erfolgte Weiterverbreitung. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. Der Inhalt ist ohne Gewähr. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen der aktuellen Information und journalistischen Veröffentlichung ohne letzte Verbindlichkeit; die Informationen stellen insbesondere keine individuelle Beratung oder Empfehlung dar und begründen keine Haftung. Die vergangene Entwicklung besprochener Finanzinstrumente ist nicht notwendigerweise maßgeblich für die künftige Performance. Risikohinweis: Alle Börsen- und Anlagegeschäfte sind grundsätzlich mit Risiken verbunden. Verluste (bis hin zum Totalverlust) können nicht ausgeschlossen werden. Der Leser sollte die von den Banken herausgegebene Informationsschrift „Basisinformationen über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“ sorgfältig gelesen und verstanden haben. Weitere rechtliche Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite www.bernecker.info unter RECHTLICHES > Impressum / AGB. Gewinn- und Dividendenschätzungen bei Aktien beruhen (außer bei anderslautender Kennzeichnung) auf Angaben von Bloomberg bzw. FactSet. Angaben zu der Aktien-Marktkapitalisierung deutscher Unternehmen basieren im Regelfall auf Angaben der FactSet Digital Solutions GmbH, Bloomberg oder eigenen Berechnungen. Kurs-Charts werden zum Großteil mit Unterstützung von Tai-Pan erstellt. Infos: https://tai-pan.lp-software.de/bernecker. Layout-Bilder: Adobe Stock.