Sie lesen die Ausgabe: Die Aktie für Jedermann vom 13.09.2022

Nr. 071/22 Die Aktie für Jedermann

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Ampel auf Grün.


Sämtliche Experten setzen auf Rot, doch die Märkte (Indizes) bleiben auf Grün.

So auch heute in der Frühbörse für den DAX. Die Fakten von heute werden das Bild abrunden:

ifo setzt auf eine Winterrezession und höhere Inflation. Dazu gibt es heute die August-Daten für die Verbraucherpreise, sowohl in Deutschland wie in den USA. IG Metall verlangt 8,0 % mehr Lohn für 3,8 Mio. Beschäftigte. Goldman Sachs wird die Beschäftigtenzahl dramatisch reduzieren, nachdem der Gewinn im 1. Halbjahr fast halbiert wurde. Auf der Gegenseite baut sich eine neue Frage auf, die im politischen Raum Gewicht erhält: Gibt es eine vorzeitige Waffenruhe im Ukraine-Konflikt? Sollte dies eine Realität werden, was täglich oder gar stündlich im Raum steht, würden sich sämtliche Prognosen auf den Kopf stellen lassen, also: Look on the Market. 

Die US-Börsen setzten am Freitag ihre Erholung fort. Der Markt profitierte davon, dass die gesunkenen Bewertungen Schnäppchenjäger anlockten. Eine überraschende Abschwächung der chinesischen Inflationsrate für den August wurde ebenfalls positiv aufgenommen. Am verschärften geldpolitischen Kurs der Fed dürfte sich allerdings nichts ändern. So plädierte  Fed-Mitglied Christopher Waller für eine „weitere größere Leitzinsanhebung“. 

Aktien:


Airbus erstaunt.

Im Vergleich zu den Problemen des US-amerikanischen Konkurrenten Boeing schien die Lage beim europäischen Konzern lange Zeit sehr entspannt zu sein. Doch wo zeigt sich im Kursverlauf der Airbus-Aktie die Euphorie über die zurückgewonnenen Freiheiten im Flugverkehr, nachdem man die Pandemie dort weitgehend abhaken kann? Antwort: Bisher noch gar nicht. Die neuen Auslieferungsdaten illustrieren dies. 

Im zivilen Geschäft lieferte Airbus im August 39 Flugzeuge aus, das lag unter Juli (46 Maschinen) und Juni (60). In den ersten acht Monaten wurden 382 Flugzeuge übergeben. Damit ist das Jahresziel, das wegen Lieferkettenproblemen von 720 auf 700 Maschinen reduziert wurde, fraglich. Zu beachten sind auch die Neubestellungen. Deren Zahl lag im August bei null; außerdem gab es eine erneute Stornierung durch Qatar Airways, die eine Order von 19 Flugzeugen des Typs A350 wegen Oberflächenschäden zurücknahmen. Die Airbus-Aktie schafft es bei uns jetzt trotzdem auf die Beobachtungsliste. 


ABO Wind wächst weiter.

Der Projektierer von Solar- und Windkraftanlagen bzw. -parks (Sitz: Wiesbaden; rund 1.000 Beschäftigte) hat ein Schuldscheindarlehen im Volumen von 70 Mio. € (statt geplanter 50 Mio. €) komplett bei institutionellen Investoren platziert.

Das 1996 gegründete Unternehmen ist in 16 Ländern aktiv. Außerhalb Europas sind es Tunesien und Argentinien. Rund die Hälfte der Erlöse wird weiterhin in Deutschland erzielt. In 2021 entstand aus 127 Mio. € Umsatz ein Gewinn in Höhe von 13,8 Mio. €. Wegen der üblichen Schwankungen im Projektgeschäft sind durchschnittliche Wachstumsraten mehrerer Jahre heranzuziehen. Seit 2015 gilt ca. + 4 % jährlich beim Umsatz sowie + 10 % beim Gewinn. Parallel schwankte die EBIT-Marge zwischen 14,8 und 19,5 %. Zu berücksichtigen ist, dass auch ABO Wind unter dem Einfluss von Bremseffekten auf regenerative Energieprojekte steht. Auslöser sind Politik und Verwaltung, aber auch Natur- und Landschaftsschutz. Bremsmanöver vergangener Jahre führten laut ABO-Management zum Abbau inländischer Kapazitäten in der Branche. Unter der neuen Bundesregierung kann sich dies zum Teil wieder umkehren. Im Wahlkampf hatte Olaf Scholz die Verkürzung von Windpark-Genehmigungen auf sechs Monate angekündigt. Dies könnte die bisherige Problematik entschärfen, dass Genehmigungen oftmals erst dann zugehen, wenn die im Antrag spezifizierte Technik schon veraltet ist. Da Klimaeffekte immer stärker in den Fokus gelangen und die Problematik des Gasbezugs hinzukommt, ist für dauerhaften Auftrieb bei den erneuerbaren Energien gesorgt.

Aktuell arbeitet ABO Wind an Projekten mit 20 Gigawatt Gesamtleistung, hinzu kommen 15 GW mit engem Bezug zum Thema Wasserstoff. Der Gewinn im H1 wurde von 6,5 auf 9,6 Mio. € ausgebaut. Für das Gesamtjahr gilt weiterhin die vorsichtig wirkende Ansage, ein Konzernergebnis mindestens auf Vorjahreshöhe zu erzielen. Der Börsenwert von aktuell ca. 530 Mio. € ist vor dem Hintergrund der mittel- und langfristigen Wachstumserwartungen darstellbar. Wir beginnen mit dem Kauf der 1. Hälfte per Limit auf 56,00 €.


Cazoo Group verlässt den Kontinent.

Der britische Gebrauchtwagenhändler will die Aktivitäten jenseits des Kanals aufgeben und so den Kostenapparat bis Ende 2023 um netto mehr als 100 Mio. GBP entlasten. Betroffen sind vor allem die Märkte in Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien. In Großbritannien wächst das Geschäft weiterhin kräftig, der Absatz im Bereich Einzelhandel wurde im Juli und August mehr als verdoppelt. Cazoo geht davon aus, den Anteil am Autohandel im Vereinigten Königreich auf mindestens 5 % auszubauen. Das Geschäft ist noch nicht nachhaltig profitabel, das Erreichen der Nulllinie (Break-even) beim Cashflow ist für Ende 2023 eingeplant. Die Cazoo-Aktie legte nun 13,5 % zu, aber: Bei 500 Mio. $ Börsenwert bleiben wir skeptisch.


ABB bringt Tochter an die Börse.

Der schweizerische Elektrotechnikkonzern trennt sich von weiteren Randaktivitäten. Zum 3. Oktober kommt das Geschäft mit großen Turboladern als ACCELLERON INDUSTRIES AG an die SIX Swiss Exchange. Die Turbolader, die den Verbrauch um bis zu 10 % senken, werden in großen Schiffsmotoren und bei der Stromerzeugung in thermischen Kraftwerken eingesetzt. Ein Viertel von insgesamt 760 Mio. CHF Jahresumsatz entsteht durch Wartungsverträge. Dies verspricht ein stabiles Geschäft, dessen Gewinn zu 50 bis 70 % an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll. Auf je 20 ABB-Aktien wird eine ACCELLERON-Aktie ins Depot gebucht. Wir erwägen den Kauf nach dem 3. Oktober. Wer sich mit dem abgebenden Konzern anfreunden kann, folgt dieser Aktion: Kauf von ABB (1. Hälfte) bis 28,00 CHF.

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Empfehlungsliste Teil II:

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Hinweise zum Kauf und Verkauf der Wertpapiere, zur Absicherung per Stop-Loss (SL) sowie auf Entwicklungen in Unternehmen und Branchen. 
 
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Gellermann

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