Sie lesen die Ausgabe: Frankfurter Börsenbrief vom 02.02.2023

Nr. 05/23 Frankfurter Börsenbrief

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Zur aktuellen Marktlage:


Die Notenbanken präsentierten im Laufe der Woche zwar die nächsten Zinserhöhungen, der Markt wurde aber im Wesentlichen bestätigt.

Die US-Notenbank Fed erhöhte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 bis 4,75 % und damit wie erwartet. Einen weiteren Zinsschritt hat man für den 22. März signalisiert. Man hat insbesondere den Arbeitsmarkt als Inflationstreiber im Sinn, der weiterhin angespannt ist und die Inflationsraten zu hoch sind. Laut aktuellem JOLTS-Report stieg die Zahl der gemeldeten offenen Stellen in den USA von 10,4 Mio. im Vormonat auf 11,0 Mio. im Dezember. Die Zahl der nicht besetzten Jobs lag um 5,3 Mio. über der Zahl der offiziell arbeitslos gemeldeten Arbeitnehmer. Dies ist das höchste Niveau seit Juli 2022. Anders ausgedrückt: Der Arbeitsmarkt ist am Anschlag.

Den Umstand, dass sich Fed-Chef Jerome Powell bei der Pressekonferenz mit Blick auf den im Rahmen der Dezember-Sitzung von der Mehrheit der Währungshüter erwarteten Leitzinssatz in Höhe von mehr als fünf Prozent zum Jahresende nicht festlegen wollte, interpretierten die Märkte positiv. Man hält sich zumindest alle Optionen offen. Das Ende des Zinserhöhungszyklus wird weiter eingepreist, die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sanken um 0,12 Prozentpunkte, der S&P 500 legte um 1,05 Prozent zu und der Euro wertete zeitweise auf 1,10 US-Dollar auf. So weit die kurzfristigen Effekte der aktuellen Fed-Entscheidung.

Nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe steht eine Reihe von richtungsweisenden Quartalsberichten an, die als Qualitätstest zu sehen sind. Aufgrund der hohen Gewichtung in den Indizes erwarten wir die Zahlenwerke von Alphabet, Amazon und Apple, die Daten zum abgelaufenen Quartal am 2. Februar präsentieren, mit Spannung. Ein unkalkulierbarer Faktor für die Märkte ist die aktuelle Entwicklung in der Ukraine. Die Forderungen Kiews, den Panzern Flugzeuge, U-Boote oder gar Kriegsschiffe folgen zu lassen, würden in eine bedenkliche Eskalationsstufe laufen, die am Ende nur schwer zu stoppen wäre. Dazu gehört auch die Sachlage, Kiew die Möglichkeiten zu geben, die Krim zurückzuerobern. Der Verhandlungsweg wäre dann zu. Noch ist es nicht so weit, aber die Entwicklung der letzten Tage zeigt in diese Richtung. Mithin ist Vorsicht geboten. 


Wie steht es um die Markttechnik? 

Die Indizes spiegeln wider, dass die ökonomische Entwicklung anscheinend besser ausfällt, als von vielen erwartet wird, insbesondere entgegen der Meinung der großen Wall Street-Häuser. Beim S&P 500 hat sich mit dem Ausbruch über das Hoch bei 4.100 Punkten ein neuer Aufwärtstrend manifestiert. Der Ausbruch aus dem Abwärtstrend ist hiermit ausreichend bestätigt. Grundsätzlich hat der Index damit Anschlusspotenzial bis etwa 4.300 Punkte. Der Blick auf die Indikatoren bremst allerdings kurzfristig die Euphorie, sie sind fast durch die Bank deutlich überkauft, was früher oder später in eine Konsolidierung münden muss. Wir warten in den Depots daher vorerst mit weiteren Zukäufen ab.


Ein ähnliches Bild zeigt auch der DAX, der ebenfalls deutlich überkauft ist.

Positiv lässt sich feststellen, dass die Konsolidierung bisher auf einem hohen Niveau in Seitwärtsschritten in einer engen Range von rd. 250 Zählern um die Marke von 15.000 Punkten abläuft. Solange diese Marke hält, ist technisch alles bestens. Je länger der DAX zudem in diesem Zustand verweilt, umso mehr Kraft sammeln die Bullen für einen möglichen nächsten Aufwärtsschub.

Inhalt:

DAX und S&P 500: Stark trotz Überhitzung 
Nächster KI-Wachstumsschritt: Microsoft als Impulsgeber
Perion Network: KI-Profiteur mit KGV 14
GE Healthcare: Eigenständig stärker
General Motors: Besser als Tesla
Rheinmetall & Commerzbank: Heiße Kandidaten für den DAX
Musterdepot konservativ: Goldpreis zieht Barrick hoch
Musterdepot spekulativ: Cancom vor den Zahlen

USA

Der nächste KI-Wachstumsschritt

Microsoft leitet mit einem Milliardeninvestment die nächste Entwicklungsstufe der Künstlichen Intelligenz (KI) ein. Der Softwarekonzern investiert über mehrere Jahre bis zu 10 Mrd. $ in die Firma OpenAI, die Produkte wie den Chatbot ChatGPT entwickelt hat. ChatGPT ist eine Anwendung, die auf Künstlicher Intelligenz basiert. Das System kann auf Texteingabe von Menschen Antworten geben, etwa einfache Wissensfragen beantworten oder auch komplexere Aufgaben lösen, z. B. Computercodes schreiben. Das Microsoft-Engagement ist der Startschuss für eine neue Investitionswelle im Bereich der KI. Das rückt Aktien aus dem Sektor neu in den Investorenfokus. Wer könnten die Profiteure sein?


Microsoft: Die treibende Kraft

Microsoft ist als treibende Kraft allein schon aufgrund der Größe einen Blick wert. Im Kerngeschäft mit dem Betriebssystem Windows, mit Standard-Software (Office) und Hardware (Surface-Reihe) ist man bereits Marktführer, ergänzt um das Cloud-Angebot Azure Plus in Kooperation mit OpenAI eröffnen sich vielversprechende Wachstumschancen. Durch die Zusammenarbeit mit OpenAI hat man eine hervorragende Ausgangslage, um die Marktposition bei KI-basierten Anwendungen auszubauen. Die ChatGPT-Technologie soll bereits ab März 2023 in Microsofts Suchmaschine Bing integriert sein. Eine Einbettung des Chatbots in die Office-Software ist ebenfalls geplant, etwa um Texte automatisiert zu erstellen oder auch Excel-Sheets oder -Formeln zu generieren. 

Die vor einigen Tagen vorgelegten Q2-Zahlen samt Ausblick waren nicht erfreulich, sollten allerdings auch nicht überinterpretiert werden. Das zurückliegende Quartal stellte sich folgendermaßen dar: Microsoft verzeichnete das schwächste Umsatzwachstum seit sechs Jahren, was auf die sinkende Nachfrage im PC-Geschäft und auch im Cloud-Segment, das in den letzten Jahren ein Wachstumsmotor für Microsoft war, zurückzuführen war. Aber: 52,7 Mrd. $ dokumentieren zwar temporär weniger Dynamik, sind in Summe dennoch spitze. Das „Nachfrageproblem“ ist ein allgemeines. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Gartner sind die weltweiten Geräteauslieferungen im Dezember-Quartal um 28,5 % zurückgegangen, die Delle ist also temporär. 

Trotz eines Rückgangs beim Gewinn je Aktie von 2,48 auf 2,32 $ hat Microsoft die Konsenserwartungen von 2,30 $ je Aktie übertroffen, während man bei den Umsatzerlösen mit einem leichten Anstieg von 1,68 % auf 52,7 Mrd. $ etwas hinter der Markterwartung von knapp 53 Mrd. $ zurückblieb. Auch für das laufende Quartal hat man die Erwartungen merklich gedämpft. Der Umsatzausblick fiel mit 50,5 bis 51,5 Mrd. $ dürftiger aus als erhofft. 

Die Wachstumsperspektive bei Microsoft ist in der Kommerzialisierung von KI-Anwendungen zu finden. Der Startschuss dazu ist gefallen, was zu neuer Dynamik in der Geschäftsentwicklung führen wird. Wirklich enttäuscht hat der Markt ohnehin nicht reagiert, die Kursschwäche wurde eher zum Einstieg genutzt. Auch aus fundamentaler Sicht wird die Aktie zunehmend attraktiv. Das KGV auf Basis der Schätzungen für das Fiskaljahr 2024 (gebrochenes Geschäftsjahr zum 30. Juni) liegt bei 22 und damit im langjährigen Vergleich eher am unteren Ende (siehe Chart). Das OpenAI-Thema wird perspektivisch als neuer Kurstrigger herhalten. Wir plädieren daher dafür, mit einer ersten Tranche in Stellung zu gehen. Eng mit Microsoft verbunden ist ein weiterer Player aus dem KI-Umfeld: Perion Network.


Perion Network: KI-Aktie mit  verlockender Bewertung

Perion Network ist ein Spezialist für digitale Werbedienstleistungen, der in allen Sektoren der digitalen Werbung aktiv ist. Man deckt von Suchmaschinenwerbung über Social-Media-Werbung bis hin zum Videomarketing das gängige Spektrum ab. Das Besondere ist, dass Perion über die eigens entwickelte iHub-Plattform Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen nutzt, um den Kunden Ideallösungen zu bieten. Auf die Dienste von Perion greifen vor allem große Brands wie BMW, Nike, Visa, McDonald‘s und Microsoft zu. Den Kunden haben es vor allem die Performance-Daten angetan. Perion verspricht, dass man dank der eigenen KI-Technologie den Traffic auf Kundenanzeigen um bis zu 500 % steigern kann, was zu einem Anstieg der Einnahmen beim Kunden um durchschnittlich 40 % führt. Man bedient einen zügig wachsenden Markt. Nach Einschätzung von eMarketer macht der digitale Werbemarkt 55 % der gesamten Medienwerbung aus und belief sich im Jahr 2022 auf mehr als 571 Mrd. $. Die Prognose für 2025 sieht ein Wachstum auf 785 Mrd. $ vor und damit 57 % der weltweiten Werbeausgaben. Das durchschnittliche jährliche Wachstum des gesamten digitalen Marktes beträgt somit 11,2 % pro Jahr.

Mit Microsoft verbindet Perion eine 10-jährige Partnerschaft, die auch der Grundstein für eine Wachstumsbeschleunigung durch eine breitere Akzeptanz von KI-Anwendungen ist. Ein Teil davon ist die Zusammenarbeit mit der Microsoft-Suchmaschine Bing. In dieser Zeit hat Perion einen Umsatz von 800 Mio. € ausschließlich im Bereich Suchmaschinenwerbung mit Bing erzielt. Was würde eine Integration von ChatGPT in Bing und damit ein Marktanteilsgewinn von Bing bringen? Die enge Partnerschaft mit Microsoft wäre dann ein großer Gewinn, wenn mithilfe von ChatGPT der Marktanteil bei den Suchanfragen - Google hält 80 %, Bing ist mit 10 % Nr. 2 - ausgeweitet werden kann. Gewinnt Bing Marktanteile, werden die Unternehmen mehr Geld für Suchmaschinenwerbung auf Bing ausgeben, was Perion als langjährigen Microsoft-Partner im Werbegeschäft zum Hauptprofiteur machen würde. 

Die Umsätze bei dem Werbespezialisten kletterten in den vergangenen Jahren kontinuierlich: Von 261,5 Mio. $ im Vor-Corona-Jahr 2019 auf voraussichtlich knapp 635 Mio. $ im vergangenen Jahr - Perion Networks wird am 8. Februar nachbörslich die Zahlen für 2022 vorlegen. Für 2023 und 2024 liegen die durchschnittlichen Umsatzschätzungen bei 730 Mio. und 811 Mio. $. Der Gewinn je Aktie soll im laufenden und im kommenden Jahr bei 2,32 $ respektive 2,49 $ liegen. Damit bewegt sich das KGV für 2023 und 2024 bei überschaubaren 14,4 bzw. 13,4, was angesichts von Wachstumsraten im deutlich zweistelligen Prozentbereich zu günstig ist.

Zur fundamental günstigen Ausgangslage kommt auch noch ein vielversprechendes Chartbild. Die jüngste Entwicklung zeigt seit rund einem Jahr eine Untertassenformation, die bereits nach oben aufgelöst wurde. Es ist wegen der kurzfristig überhitzten Lage damit zu rechnen, dass die Aktie einen Rücksetzer hinlegt. 30 $ wären hier die nächste Auffangmarke. In diesem Bereich bieten sich entsprechende Kauflimits an.


US-Berichtssaison:  Zwei große Namen überzeugen

Die Berichtssaison in den USA läuft derzeit alles andere als zufriedenstellend. War der Markt zum Ende des vierten Quartals noch davon ausgegangen, dass wir hier ein durchschnittliches Gewinnminus von 3,2 % sehen werden, sind es bei den bislang berichteten Unternehmen durchschnittlich sogar minus 5 %. Gleichzeitig liegen die positiven Überraschungen mit 69 % deutlich unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 77 %. Kein Wunder, dass die Anleger insbesondere bei den Firmen zugreifen, die dann doch positiv überraschen können. Dazu zwei Werte, die in den letzten Tagen besonders herausstachen:

GE HealthCare wird erst seit Jahresbeginn separat notiert, konnte aber bislang deutlich positive Akzente setzen. Dies insbesondere in der Standalone-Berechnung des vergangenen Jahres inklusive entsprechender Kosten, Steuern und Zinsen. Denn hier konnte das Unternehmen einen Gewinn je Aktie von 1,31 $ ausweisen, während die Analystenschätzungen nur bei 1,06 $ gelegen hatten. Auch beim Umsatz übertraf GE HealthCare mit 4,94 Mrd. $ die Markterwartungen von knapp 4,8. Für das Gesamtjahr wurden 18,3 Mrd. $ ausgewiesen, ein organisches Plus von 7 %. 

GE HealthCare peilt dabei für dieses Jahr ein weiteres Wachstum um 5 bis 7 % an. Im Peer-group-Vergleich ein starker Ausblick, nachdem beispielsweise US-Wettbewerber Medtronic nur mit 1 % Wachstum rechnet und Siemens Healthineers bei etwa 5 % liegen dürfte. Allerdings hat GE HealthCare noch an der Profitabilität zu arbeiten. So rechnet man damit, den Gewinn je Aktie bis 2025 um durchschnittlich 5 % pro Jahr steigern zu können. Bei Siemens Healthineers liegt der vergleichbare Ausblick bei 12 % und bei Medtronic bei 7 %. Dennoch kommt der kurzfristigere Ausblick, dass man in diesem Jahr zwischen 3,60 und 3,75 $ je Aktie verdienen will, sehr gut im Markt an, da auf vergleichbarer Basis im vergangenen Jahr nur 3,38 $ je Aktie verdient wurden. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Aktie ihre positive Grundtendenz weiter vorantreiben kann und steigen mit einer Anfangs-Position ein.


Geradezu ein Kurs-Feuerwerk entfachte General Motors mit seinen Zahlen.

Was auch nicht verwundert, da der größte US-Autokonzern mit einem Q4-Gewinn je Aktie von 2,12 $ die Markterwartungen von 1,69 $ je Aktie deutlich übertreffen konnte. Dies galt im Übrigen auch für den Umsatz, der im vierten Quartal bei 43,11 Mrd. $ lag, im Jahresvergleich ein Plus von gut 28 %. Hinzu kam, dass General Motors einen ausgezeichneten Ausblick auf das neue Geschäftsjahr gab. So rechnet der Konzern nun mit einem bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 6,00 und 7,00 $. Die von FactSet befragten Analysten hatten bislang durchschnittlich nur mit 5,57 $ je Aktie gerechnet. Beim bereinigten operativen Gewinn (EBIT) peilt GM jetzt eine Spanne zwischen 10,5 und 12,5 Mrd. $ an. Auch hier lag die bisherige Marktprognose mit 10,28 Mrd. $ deutlich darunter. 

Das Ganze liest sich dann auch noch als Bestätigung dessen, was wir zum Jahresanfang von GM gehört hatten. Denn der Autohersteller hatte sich im vergangenen Jahr mit insgesamt 2,3 Mio. verkauften Fahrzeugen wieder die Krone im US-Markt von Toyota zurückerobern können. Dies und eine weiterhin sehr moderate Gewinn-bewertung bei rund 6,5 für dieses Jahr sollten der Aktie weiteren Auftrieb geben können. Aus charttechnischer Sicht geht es dabei um den (sehr flachen) Abwärtstrend seit Sommer 2022, der jetzt wieder angegriffen wird. Wir würden diesbezüglich noch warten, ob der Break gelingt, aber schon ein Stop-Buy bei 40,50 € auslegen.

DEUTSCHLAND


DAX-Anpassung:  Wer ist in der Poleposition?

Normalerweise passt die Deutsche Börse AG nach ihrem neuen Regelwerk den DAX 40 zweimal im Jahr an. Doch wir haben jetzt im Februar und März die Sondersituation, dass kurz hintereinander Anpassungen möglich und nötig sind. Dies gilt insbesondere für den 17. Februar, wenn die Deutsche Börse entscheiden muss, wer für den Gase-Spezialisten Linde nachrücken soll. Linde hatte sich bekanntlich dafür entschieden, sich am deutschen Markt zu delisten und damit fliegt die Aktie per 27. Februar auch aus dem DAX.

Vor diesem Termin können sich zwei Unternehmen besondere Chancen ausrechnen. Dabei hat die Commerzbank Anfang der Woche sozusagen das Rennen eröffnet. Denn in einem eher unüblichen Schritt meldete man auf vorläufiger Basis, man habe im vergangenen Jahr erneut ein positives EBITDA (rund 3,37 Mrd. €) verdient. Bekanntlich gehört es zu den neuen Kriterien für eine DAX-Mitgliedschaft, dass der jeweilige Kandidat mindestens zwei Jahre hintereinander ein positives EBITDA ausweisen muss. Die Commerzbank lag in der DAX-Rangliste per Ende Dezember auf Platz 34, gefolgt von Delivery Hero auf 35 und Rheinmetall auf 36. Bei der DAX-Spekulation fällt allerdings Delivery Hero raus, da das Unternehmen weiterhin Verluste schreibt. 

Also ist Rheinmetall der einzige echte Konkurrent um die schnelle DAX-Mitgliedschaft schon im Februar. Der Rüstungskonzern hatte im Umfeld des Ukraine-Krieges in den vergangenen zwölf Monaten einen äußerst starken Lauf und wartet auch mit entsprechend positiven Gewinnzahlen auf. Allerdings rutschte die Aktie in dieser Woche etwas stärker ab, obwohl man einen weiteren großen Auftrag von der US-Armee bekommen hatte. Aber gleichzeitig hatte Rheinmetall angekündigt, eine Wandelanleihe über 1 Mrd. € platziert zu haben. D. h. letzten Endes, dass in Zukunft mehr Aktien emittiert werden müssen, um die entsprechende Wandlung vorzunehmen, was die Anteile der Alt-Aktionäre verwässern wird. Das mag aktuell zwar einen Rückschlag für Rheinmetall bedeuten, aber wir sind uns relativ sicher, dass die Aktie im März beim regulären Anpassungstermin gute Chancen hat, in den DAX zu kommen.

Aktuell würden wir bei einer Investmententscheidung mit Blick auf den DAX aber deutlich der Commerzbank den Vorzug geben. Hier stimmt das Momentum wie auch die immer noch sehr moderate KGV-Bewertung von unter 8 für dieses Jahr. Bei Rheinmetall sind wir auch schon investiert, setzen aber weiterhin eher auf fundamentale Impulse und nicht auf die beschriebene DAX-Story.

KONSERVATIVES MUSTERDEPOT


Barrick Gold: Weiter aufwärts?

Gold hat seit dem Novembertief etwa 18 % dazugewonnen. Steigende Goldpreise rücken Minenkonzerne wie Barrick Gold in den Fokus. Die Analysten von Barclays haben das Kursziel für die Barrick-Aktie von 23 auf 26 $ angehoben und die bisherige Einstufung mit „Overweight“ bestätigt. Barrick Gold hatte in 2022 laut vorläufiger Berechnungen rund 4,17 Mio. Feinunzen produziert, womit man leicht hinter den konzerneigenen Prognosen von 4,20 Mio. Unzen geblieben war. Mit 440 Mio. Pfund Kupfer konnte man die konzerneigenen Prognosen im Kupfersegment (420 bis 470 Mio. Pfund) jedoch erfüllen. 

Die finalen Zahlen werden Mitte Februar veröffentlicht. Analystenseitig wird für 2022 ein Gewinn je Aktie von 0,78 $ erwartet, während der Gewinn je Aktie für 2023 bei 0,86 $ gesehen wird. Hier sollten sich höhere Gold- und Kupfer-Notierungen bemerkbar machen. Im vierten Quartal lag der durchschnittliche Verkaufspreis bei 1.726 $ je Unze Gold bzw. 3,63 $ je Pfund Kupfer und damit deutlich unter den aktuellen Marktpreisen.


RWE mit Wasserstoffoffensive

Der Essener Energiekonzern hat im Rahmen des Projektes GET H2 zwei Elektrolyseure bei Linde geordert. Die Anlagen haben eine Leistung von jeweils 100 MW. RWE hat die Aufträge für den Bau der Anlagen dabei schon erteilt, obwohl die entsprechende EU-Förderung noch nicht bewilligt wurde. Der Grund: Nur so sind laut RWE die geplanten Fertigstellungstermine zwischen 2024/2025 einzuhalten, um Wasserstoff für industrielle Abnehmer zu produzieren. Die Aktie hat den Anlauf auf die 44 €-Marke vorerst abgebrochen. Es steht aus technischer Sicht ein Test der Marke von 40 € an. Wir bleiben dennoch weiterhin investiert. 

Depot:


SPEKULATIVES MUSTERDEPOT


Cancom: Q4-Zahlen voraus

Beim jüngsten Zugang im spekulativen Depot stehen in Kürze die Q4-Zahlen an. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser erwarten ein schwaches 4. Quartal. Die vorläufigen Daten werden am 9. Februar veröffentlicht. Warburg Research ist gegenteiliger Meinung. Wir sind gespannt, wer recht behält. Eine mögliche Schwäche wäre allerdings eine neue Kaufchance.

Cancom verfügt über eine Kriegskasse von 350 Mio. €. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um diese wertschaffend einzusetzen: Erstens zur Working Capital-Finanzierung, um höhere Lagerbeständen inmitten enger Lieferketten aufzubauen, was Cancom Marktanteilsgewinne bescheren könnte, wenn man schlicht lieferfähig ist. Zweitens könnte ein Aktienrückkauf ein Thema werden. Man verfügt über die Genehmigung und die Barmittel für ein 10%iges Aktienrückkaufprogramm, das ca. 100 Mio. € kosten würde und angesichts der historisch niedrigen Bewertung seinen Charme hat. Drittens sind natürlich klassische Zukäufe denkbar. Der IT-Dienstleistungsmarkt in Deutschland ist fragmentiert, an potenziellen Assets sollte es nicht fehlen. 

Technisch betrachtet ist die Aktie etwas angeschlagen, allerdings ist noch alles in Ordnung, solange sich der Wert oberhalb von 30 € behauptet. Wir entscheiden anhand des Charts, ob wir die Aktie bis zu den Q4-Zahlen halten.

Vitesco: Ziele erreicht?

Vitesco Technologies wird am 23. Februar vorläufige Ergebnisse für Q4 2022 vorlegen. Warburg Research geht davon aus, dass die Ziele (Umsatz 9,0 bis 9,2 Mrd. € und bereinigte EBIT-Marge 2,3 bis 2,5 %) erreicht wurden. Das lässt sich auch an den Daten aus der Autoindustrie hinsichtlich der produzierten Einheiten ableiten. Wir blicken vor allem auf den Auftragseingang. Nachdem man einen Auftragseingang für Elektrifizierungsprodukte in Höhe von ca. 10 Mrd. € in den ersten drei Quartalen 2022 verzeichnete, sollte auch das Q4 eine ähnlich hohe Dynamik aufweisen. Die Aktie zeigt keinerlei Schwäche, im Gegenteil. Zur Wochenmitte erfolgte ein neuer Ausbruchsversuch auf ein neues Allzeithoch. Angesichts der überschaubaren Bewertung sollten neue Kursrekorde nur eine Frage der Zeit sein. Zu weiteren Zukäufen würden wir aktuell allerdings nicht mehr raten. Das sähe bei einem Rücksetzer allerdings wieder anders aus. An der Depotposition wird nicht gerüttelt.

Depot:


EMPFEHLUNGSLISTE

Teil I:


Teil II:


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