Actienbörse Icon

Die Actien-Börse Kontroll-Liste (pdf)

Actienbörse Icon

Die Actien-Börse Kontroll-Liste (xlsx)

Ausgabe herunterladen

Sie lesen die Ausgabe: Die Actien-Börse vom 16.02.2023

Nr. 07/23 Die Actien-Börse

Bernecker Briefkopf
Actienboerse Briefkopf

Sehr geehrte Damen und Herren,


der Fahrplan steht.

Die markanten Kursgewinne seit September bis heute wurden von allen ökonomischen Daten eindrucksvoll bestätigt. 4,4 % fehlten dem DAX vor ca. 10 Tagen bis zum alten Rekord, den Amerikanern etwas mehr. Die Berichtssaison erweist sich als das beschriebene Kopfsteinpflaster für alle Varianten und neuen Investments. Dazu gehört aktuell auch:


Die zwei EU-Emissäre Habeck und sein französischer Kollege Bruno le Maire erbitten von den Amerikanern einen Rabatt für den Zugang zum amerikanischen Markt.

Gleichzeitig zeigen jedoch die Ergebnisse des deutsch-amerikanischen Handels eine beeindruckende Stärke der deutschen Exporte in die USA (Seite 2). Die Franzosen sind lediglich Mitläufer. 

Der amerikanische Inflation Reduction Act (IRA) hat ein Volumen von rd. 400 Mrd. $. Das sind rd. 2,5 % des BIP p. a. bzw. 1,25 % für die Laufzeit von zwei Jahren. Heruntergebrochen auf Deutschland ergäben dies rd. 20 Mrd. € für das deutsche BIP oder nur 10 % dessen, was die Ampel gerade für die sozialen Unterstützungen im Zuge der Eurokrise auszugeben bereit war oder ist. Effekt gleich null. 15 % Lohnerhöhungen für ver.di haben ein ähnliches Gewicht wie die gleiche Forderung im Jahre 1974, damals noch von der ÖTV angestoßen, womit die Lohnpreisspirale begann.

Die FDP-Pläne machen mehr Sinn. Wie von Finanzminister Lindner angekündigt, liegt der Schwerpunkt in steuerlichen Vorteilen für Investitionen. Die Steuersparmodelle waren einst der größte Faktor für den Wohnungsbau, die Sozial-Pfandbriefe der größte Finanzier der Sozialwohnungen. Bis zu 800.000 pro Jahr. Ohne Sonderabschreibungen wäre die gesamte deutsche Kernenergie nicht zustande gekommen. Die Verkürzung der Abschreibungsfristen um durchschnittlich drei bis fünf Jahre war die größte Investitionssäule für die deutsche Industrie. Eine Neuauflage solcher Programme wäre die sicherste Konjunkturstütze schlechthin. 

Ein schneller Abbau der Inflation ist unmöglich. Die Geldschwemme der Notenbanken ist die Verhinderung, indem das Geld von den Notenbanken nicht wieder eingesammelt und mithin der Überhang an Geld gegenüber der Gütermenge nur sehr langsam absorbiert werden kann. Dieses Geld ist jedoch der wichtigste Treiber für Aktien und Anleihen mit unterschiedlichen Perspektiven. Immerhin 34 % (lt. Umfragen) der Investoren lassen sich davon beeindrucken. Sie zielen nicht auf die Geldpolitik der Notenbanken, sondern auf die Ideen der Firmen, was diese daraus machen. Zur deutschen Szene siehe Seite 3. 

Fazit: Gäbe es den politischen Konflikt um die Ukraine und mithin die nichtkalkulierbaren Risiken nicht, hätten die Märkte schon jetzt den Ansatz, Topkurse zu erreichen, die bis jetzt ein exakter Vorgriff darauf waren, was die ökonomischen Daten zurzeit bestätigen, und zwar durchweg ohne Ausnahme. Die Notenbanken sind lediglich die begleitenden Institutionen ohne nachhaltige Glaubwürdigkeit, aber immerhin mit öffentlicher Wirkung.

LEITLINIE:


Das deutsche und das europäische Konjunkturbild sind komplett.

Die zwei letzten Ergänzungen sind der Beleg dafür.

Sowohl auf der deutschen Ebene wie auf der europäischen sind die Wendepunkte klar erkennbar. Wie weit lässt sich für die kommenden Jahre eine Hochrechnung ermitteln?

Einem Absturz von einem Jahr folgt in der Regel ein Aufwärtstrend über mehr als drei Jahre. Das entspricht den Erfahrungen der vergangenen Jahre für alle Industrieländer. Diese Relation 1 zu 3 bildet in der Regel auch der jeweilige Kapitalmarkt ab. Selbst die Zinsen folgen diesem Rhythmus. Folge:

Schon jetzt lassen sich die Hochrechnungen bis 2025 mindestens in brauchbarer Präzision vorausdenken. Darin liegt keine Sicherheit, aber eine hohe Wahrscheinlichkeit.

Die jüngsten deutsch-amerikanischen Daten für Handel und Investitionen sind der beste Beleg dafür, warum Deutschland stets eine Sonderrolle spielt. Die neuesten Daten konkret: Im Dezember 2022 überstiegen die Importe der USA aus Deutschland ca. 8,3 Mrd. $. Im Gesamtjahr wurden daraus 73 Mrd. $ nach 70 Mrd. $ im Vorjahr. Lt. Umfrage der deutsch-amerikanischen Handelskammer gilt: Für mehr als die Hälfte der Befragten spielt die Politik keine Rolle. 17 % teilten mit, dass im IRA-Programm zusätzliche Investitionen möglich sind. Bei 15 % der Befragten wird dafür die Produktion in Deutschland hochgefahren und die meisten planen innerhalb der nächsten drei Jahre, in den USA deutlich mehr zu investieren und schließlich: 20 % wollen dafür jeweils mehr als 10 Mio. $ in die Hand nehmen. Eindeutiger lässt sich die Abhängigkeit Deutschlands von den USA nicht belegen. Eines der Ergebnisse ist wohl:

Alle DAX-Unternehmen verdienten im letzten Jahr rd. 120 Mrd. €. Vor 6 Monaten glaubte dies noch niemand. Für das laufende Jahr liegen die Zielgrößen nur geringfügig höher, aber ein kleiner Rekord ist wahrscheinlich. Das hat jedoch zur Folge:

Im DAX-Trend steckt zurzeit keine zusätzliche Gewinndynamik. Das hatten wir bereits begründet. Unverändert gilt zur Stunde ein DAX-Gewinn von 1.252 € je Aktie nach 1.234 € im letzten Jahr. Für den MDAX gelten 2.126 € nach 2.292 €. Das KGV im DAX liegt zur Stunde bei rd. 12,1. Im MDAX bei 13,6. Lediglich diese bisherige Unterbewertung gegenüber den Bewertungen vor 1 1/2 Jahren ergibt das Restpotenzial für den DAX in den genannten Größenordnungen bis knapp 18.000. Mehr nicht. Doch das sind jedoch immerhin rd. 3.000 Punkte oder 20 %. 


Höchst interessant ist die Sicht der großen Fonds laut bekannter Umfrage der BANK OF AMERICA per 15.02.:

Größte Angst herrscht in der Einschätzung der Inflation. Von 50 auf 64 % steigt der Anteil der Meinungen über einen Frieden in der Ukraine noch in diesem Jahr. Doch 66 % halten die bisherige Rally aller Märkte seit September letzten Jahres für eine Bärenmarktrally. 

Die Aktiengewichtung für Europa steigt gleichwohl von 4 auf 9 % und für die Amerikaner von 34 auf 39 %. Die Schwellenländer legen am deutlichsten zu. 

Der VDAX erweist sich im Moment als technische Schaltzentrale. Seit mehreren Wochen liegt er deutlich unter 20. Gleiches gilt für New York. Eine plötzliche Wende ist dafür typisch und wo der Aufhänger dafür ist, lässt sich nicht erkennen. Überraschungseffekte!

SCHWERPUNKTE: ADIDAS


Jeder Markttrend ist so stabil, wie er durch die technischen Konsolidierungen gefestigt wird.

Die laufende Berichtssaison liefert die weiteren Belege. Dafür ist die Barreserve von rd. 40 % die Kriegskasse für neue Investments. Diese Formel lässt sich aktuell gut nachvollziehen: Die Story macht es!

Fall 1 ist ADIDAS. 700 Mio. € Sonderabschreibungen kostet die Trennung von einem Marketingkonzept rd. um einen Rapper, Markenname Yeezy. 9 Jahre war dies ein Hit für ADIDAS in Umsatz und Gewinn. In drei Wochen war alles futsch. Der Wert von ADIDAS reduzierte sich insgesamt von 320 € auf schließlich 90 € je Aktie (aktuell 142 €) oder rd. 37 Mrd. €. 24,9 Mrd. € für einen Ca.-Umsatz von wahrscheinlich 23 Mrd. € in diesem Jahr sind die aktuelle Wette. Die Gewinnschätzungen sind nicht wichtig, aber immerhin ein Aufhänger: 4,20 bis 4,40 € gelten als Zielgröße dieses Jahr. Was macht der neue Chef Gulden aus dieser Situation? Das Ganze gab es schon einmal, als ein Franzose (Monsieur Dreyfus) den damaligen ADIDAS-Laden zum Billigpreis übernahm und daraus die zweite Weltmarke nach NIKE schuf. Der Schlüssel: Auf die Marketingidee kommt es an. Die Produkte, die dahinter stehen, sind für ADIDAS kein Problem. Vorbild dafür ist auch NIKE in früheren Jahren und schließlich PUMA mit ähnlichem Hintergrund. Wir investieren auf dieser Ebene ohne Wenn und Aber.

SCHWERPUNKTE: FRESENIUS, FMC


Der Fall FRESENIUS liegt völlig anders.

Nach dem Abgang von M. Schneider übernahm sein Finanzchef Stephan Sturm die Leitung und wir hatten frühzeitig angemerkt: Finanzchefs sind keine Strategen. Das Ergebnis jetzt: Eine Trennung von Mutter und Tochter ist zwingend oder logisch. FMC ist zu 90 % amerikanisch. Zum Mutterkonzern passt es nicht mehr. Eine organisatorische Trennung nebst Restbeteiligung von vielleicht 25 % gegen aktuell 32 % liegt auf der Hand. Michael Sen muss die managen. Schwierig bleibt der Großaktionär: 

Eine Stiftung, die von alten Herren dominiert wird, weshalb die Entscheidungen etwas länger dauern. Kern der Sache ist: Die Kerngeschäfte von Mutter und Tochter sind in Ordnung, bedürfen aber einer strategischen Neuausrichtung, die wir von Stephan Sturm permanent vermisst hatten. Wie entscheiden?

FRESENIUS hat ohne FMC die Möglichkeit, sowohl das Klinik- wie das Kabigeschäft akquisitorisch auszubauen. Daran besteht kein Zweifel. Ein aktuelles KGV um 9,5 erlaubt dann eine Höherbewertung allein aus diesem Grund von etwa 30 bis etwa 35 %. Mit der Trennung von FMC wäre die Finanzierung zweifellos möglich. 

FMC ist schwieriger.

Es ist der größte Dialyse-Therapeut weltweit. Die Zahl der Dialysekranken wächst kontinuierlich. Nur darin liegt das Wachstumspotenzial. Eine Ausweitung über Akquisitionen erscheint fast unmöglich oder kartellrechtlich begrenzt. Dann liegt der Hebel nur in der Verbesserung der Rentabilität. Der Einstieg eines US-Investors macht wenig Sinn. Mithin:

FRESENIUS als Mutter hat für uns erste Priorität. FMC als Tochter sitzt im Beiwagen. Beide werden jedoch von der Neuordnung profitieren.

SCHWERPUNKTE: INFINEON

Für INFINEON erhöhen wir das Kursziel auf 42/44 €.

Bislang 40 €. Der Chipzyklus konkretisiert sich. Für INFINEON ist die E-Mobility der wichtigste Träger. Die Erweiterung der Kapazitäten in Dresden für rd. 5 Mrd. € gilt als nicht mehr ausreichend. Da sie jedoch erst in zwei Jahren in Produktion geht, sucht München nach Alternativlösungen in Europa. Dafür steht der neue Chef mit Druck aus dem Mittelmanagement, wo über Alternativen intensiv diskutiert wird.

IM FOKUS: MERCK KGAA


MERCK KGAA erweitert seine Kompetenzen auf neue Technologien und wird damit Vorbild für einige andere.

Die neue Chefin gibt die Linie vor. 

MERCK investiert mehr als 3 Mrd. € für den Kapazitätsausbau im Halbleitergeschäft. Auch Spezialgase und Materialien für Dünnschicht- und Strukturierungsanwendungen gehören dazu. So entsteht ein drittes Bein für MERCK neben Pharmazeutik und Chemie. Taiwan ist dafür die neue Drehscheibe. Schon im Oktober wurde die  Herstellung von Zuführsystemen von Gasen und Chemikalien in einem neuen Werk eröffnet. Zuvor hatte MERCK schon einen kleineren Koreaner (Mecaro) übernommen. Wir erhöhen das Kursziel für MERCK von 255 auf 280 € per 2024. Der Marktwert der Aktie erreicht 24 Mrd. €, der Gesamtwert von MERCK beträgt jedoch 80 Mrd. € inklusive KG-Anteile der Familie. Das ist anspruchsvoll, aber gekonnt gemacht: Auf drei Beinen in der Hochtechnologie unterwegs. MERCK ist damit Vorbild für alle deutschen Chemie-/Pharma-Alternativen als strategische Richtung für Investments außerhalb Deutschlands. 

IM FOKUS: SILTRONIC


SILTRONIC bleibt vorerst ein Kursrätsel.

Der scheidende Chef skizzierte in einem Interview soeben die Vorgaben für die kommenden Jahre. Sie stehen im deutlichen Widerspruch zum aktuellen Marktwert. 

Im Hintergrund gilt als sicher, dass die Koreaner als ursprüngliche Käufer von SILTRONIC noch rd. 13 % der Aktien über den Markt halten und auflösen. Die Faktenlage: 1,8 Mrd. € Umsatz und ein operativer Gewinn von 672 Mio. € ergaben ein Plus von 40 %. Anfang 2024 werden die ersten Wafer aus dem neuen, rd. 2 Mrd. $ teuren Werk in Singapur ausgeliefert. Das ergibt einen Jahresumsatz von dann um 2,1 bis 2,2 Mrd. € inklusive organisches Wachstum. Marktwert dafür aktuell jedoch nur 2,35 Mrd. € und ein KGV um 8,5. SILTRONIC ist die einzige deutsche Techadresse im Chipsektor als Zulieferer (Wafer) mit internationaler Rolle. Tagesumsatz nur 102.000 Stück. Auch dies ist eher merkwürdig und Großaktionär WACKER CHEMIE hält still. 

IM FOKUS: IMMOBILIENWERTE, VONOVIA


Die Konsolidierung der Immobilienaktien benötigt Fingerspitzengefühl.

Die erste Rally mit Gewinnen zwischen + 18 und + 34 % geht jetzt in die Konsolidierungsrunde. Das technische Risiko dafür liegt bei etwa 5 bis 10 %. 

Die Nervosität nimmt zu, jedoch nicht im Wohn-, sondern im Gewerbebau. Das Angebot an Büroimmobilien erhöht sich gravierend und die Bewertungen nehmen ab. Kriterium für alle Wohnimmobilien bleibt: Der NAV-Wert sollte nicht über dem Börsenkurs liegen, sondern umgekehrt. Darin liegt das Bewertungsrisiko für die kurze Zeit. VONOVIA bleibt die Orientierung als Größter. Nach der Rally von 19 bis 27 € taxieren wir das nächste Kauflimit bei 22/23 €, für LEG IMMOBILIEN liegen die Kaufkurse zwischen 62 und 64 € und für TAG nicht über 7,50 €. Gewerbeorientierte Immobilienaktien kommen vorerst nicht infrage. Hier stehen erhebliche Korrekturen der NAV-Werte noch bevor. Laut letzter Umfrage reduziert sich die Inanspruchnahme von Büroimmobilien um 40 %. Darin liegt ein kalkulatorisches Preisrisiko für Büroimmobilien in der Größenordnung zwischen 6 bis 10 %. Vor allem in Großstädten wie München, Berlin und Hamburg. 

NEBENWERTE: METRO


9 Cent für 1 € Umsatz sind die aktuelle Bemessungsgrundlage für Cash & Carry in Deutschland.

Das gab es noch nie. 

METRO liefert die Belege. CEO Steffen Greubel peilt für dieses Jahr einen Umsatz in der Größe von 35/34 Mrd. € an. Der Cyberangriff seit Oktober ist bewältigt, kostet aber eine zweistellige Millionenzahl. Die Wachstumsstrategie unter dem Namen sCore konzentriert sich auf die wichtigsten Kunden, Hotels, Restaurants und Caterer, deren Umsatzanteil von aktuell 68 auf 80 % ausgebaut werden soll, wobei der Eigenmarkenanteil 35 % per 2030 als Ziel gilt. Der Rückzug aus Indien bringt einen Buchgewinn von 150 Mio. €. Über das Russlandgeschäft ist noch nicht entschieden worden. 

Die drei Großaktionäre halten still. Lohnt es, eine solche Comebackspekulation neu aufzubauen? METRO ist kein Hit, aber eine sehr solide Grundlage im deutschen Handelsgeschäft mit einer starken Position, Marktführer zu bleiben. Das rechtfertigt einen Zielkurs von etwa 13 bis 14 € per 2024. 

NEBENWERTE: SGL CARBON


Susanne Klatten verlässt den Aufsichtsrat von SGL CARBON.

Sie hielt bislang 25,5 %. Jetzt wird es spannend. Wer ist der Käufer mit welchen Absichten? Die Faktenlage: 

SGL CARBON als Spezialist für Kohlefasern steht vor einer Belebung im Bereich Graphite Solutions. Darauf wies Stifel Research hin und erhöhte das Kursziel für SGL CARBON von 9 auf 13 €. Der Nachfrageschub liegt insbesondere an einer steigenden Produktion von Elektrofahrzeug-Schnellladegeräten, in denen Halbleiter auf Basis von Siliziumkarbid (SiC) verbaut werden. Grundmaterial dafür ordert die Chipindustrie bei SGL. Die besonders leistungsfähigen SiC-Halbleiter werden auch an anderen Stellen der Digitalisierung gebraucht. SGL CARBON hat die benötigte Kapazität schon gesteigert. Der Hinweis von Stifel bescherte der SGL CARBON-Aktie bereits ein Kursplus von 12,5 %. Das ist eine Wette wert. Zielkurse bis 13/14 € sind realistisch.  

NEBENWERTE: GRAMMER


Chinesen als Großaktionäre bleiben ein Handicap.

Nach dem Desaster um KUKA lässt sich dies am Fall GRAMMER gut nachvollziehen, denn ein Chinese hält 84 %.

GRAMMER versank in den letzten Jahren im Chaos. Dabei ist man weltweiter Marktführer bei Nutzfahrzeugsitzen für Landwirtschaft, Bauindustrie und Logistik mit Produktionsstätten in Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien. 

Nach verlustreichen Jahren wurde auf Basis vorläufiger Zahlen ein Umsatz von rund 2,2 Mrd. € und ein operatives EBIT zwischen rund 35 und 36 Mio. € erwirtschaftet. Bilanziell kommt jedoch eine Wertminderung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte in Höhe von rund 74 Mio. € dazu, was den Free Cashflow von rd. 31 Mio. € und das operative EBIT nicht tangiert. Für 2023 geht der CEO in die Offensive. Er rechnet mit einer stabilen Umsatzentwicklung und einer Verdoppelung des operativen EBIT auf rd. 62 Mio. €. Dagegen steht ein Börsenwert von 185 Mio. € und per 2024 sind GRAMMER wieder EBIT-Margen um 4 bis 5 % zuzutrauen. Das wären mindestens rd. 90 Mio. € bei einem geschätzten Gewinn je Aktie um 2,80 €. 

EUROPA: RENAULT


Paris baut mit Staatshilfe seinen zweiten Autokonzern wieder auf.

Durchaus gekonnt gemacht und typisch französisch mit diplomatischer Finesse. Wir erhöhen das Kursziel für RENAULT in diesem Rahmen von 40 auf 46/47 €. 

Das zerrüttete Verhältnis RENAULT/NISSAN ist gelöst. Beide sind jeweils mit 15 % gegenseitig beteiligt, aber intensivieren gemeinsame Projekte. Die Gründung von Ampere ist der erste Schritt, in dem fünf autonome Sparten gegründet werden, die sich ausschließlich mit E-Mobility beschäftigen. Ampere soll anschließend mit einem Marktwert von etwa 10 Mrd. € an die Börse gehen. Das nächste Produkt heißt Horse in Zusammenarbeit mit einem der Größten Chinas, GEELY. Die Chinesen sind ebenfalls in der E-Mobility führend. Darin stecken zunächst die Verbrenneraktivitäten, die damit ein zweites Bein bilden, aber nicht mehr die tragende Funktion ausüben. Ergebnis als Ziel: 12 Mrd. € Marktwert nach 42 % Kursgewinn (für uns) rechnen sich jetzt für knapp 48 Mrd. € Umsatz und einen Gewinn von angeblich über 8 € je Aktie in diesem Jahr. Das ergibt ein KGV von 5. Der Ergebnissprung ist teilweise auf Bewertungsfragen zurückzuführen, die im Zusammenhang mit der NISSAN-Lösung stehen. RENAULT ist weiterhin ein Kauf.

EUROPA: AMPLIFON


Mailand forciert AMPLIFON, den in Deutschland noch wenig bekannten Spezialisten für hochpreisige Hörgeräte von höchster Qualität.

Die Korrektur des Kurses von 42 auf 26 € reicht aus.  

Ein KGV von 34 ist deshalb kein Maßstab, weil AMPLIFON breit wächst, international ausgebaut wird und mithin eine Wachstumsprämie rechtfertigt. 5,9 Mrd. € Marktwert für 1,5 Mrd. € Umsatz sind eine Größe, die es deshalb nahelegt, auf Investoren oder ein Übernahmeangebot zu spekulieren. Der Gründer nebst Familie gehört dazu. 

Im Vergleich zu SONOVA (Schweiz) sind die Italiener damit eine aussichtsreiche Nische, mit dem eigenen Produkt die Geschäfte voranzubringen, aber mit der Qualität der Produkte und dem noch bescheidenen Umsatz ein Objekt der Begierde zu werden. Wer greift zu? Wir hängen uns an. 

EUROPA: SWISSQUOTE


Eine Spezialität, die es in dieser Qualität nur in Zürich gibt:

Die Onlinebank SWISSQUOTE hat um 50 % korrigiert, aber bereits mehr als die Hälfte davon wieder aufgeholt. 

6,5 Mrd. CHF Barreserve liegen in der Bilanz. Der Marktwert dafür liegt bei 2,5 Mrd. CHF und das KGV pendelt um 13 für die geschätzten Gewinne dieses Jahres. Damit ist SWISSQUOTE die billigste Aktie dieser Art im Europavergleich. 

SWISSQUOTE versteht sich als echte Bank im Onlineformat und Gründer Bürki gilt rd. um den Paradeplatz in Zürich in seiner Qualität als besonders prädestiniert. Ein Kursziel von erneut 200 CHF gilt als sicher. Wir haben den Eindruck, dass Eile geboten ist, wie sich auch aus dem Verlauf der Erholung in den letzten Wochen erkennen lässt. Auch Kursziele über 250 CHF werden herumgereicht. 

WALL STREET:


Der Meinungsstreit über die richtige Bewertung der Firmengewinne geht weiter.

Die bekannten Differenzen liefern neue Ansätze. Nach letztem Stand:

72 % aller Gewinnberichte wurden bis jetzt übertroffen. Die Umsätze im vierten Quartal 2022 stiegen um 5 % und die Gewinne um 4,2 %. Im ersten Quartal dieses Jahres steigen die Umsätze um 1,3 %, aber die Gewinne fallen um 3,7 %. Im zweiten Quartal geben die Umsätze um 0,5 % nach, die Gewinne um 3 %. 

Im dritten Quartal sollen die Umsätze um 0,6 % zulegen und die Gewinne um 3,4 %. Dann folgt ein rasanter Start der Umsätze im vierten Quartal von 12,4 % und der Gewinne um 9,8 %. 

Das sind die aktuellen Anlaystenschätzungen, die eine erhebliche Wende in den Trends während des Jahres annehmen, wofür es nur wenige echte Begründungen gibt. Was macht aus dieser Konstellation heraus der schwerste Index der Welt, der S&P 500, in den kommenden drei bis vier Monaten?

Auf die feinfühlige Steuerung der Fed wird es ankommen. Bleibt es bei Minischritten von 25 Basispunkten in einem angemessenen Rhythmus, taxieren wir das S&P-Risiko auf schlicht höchstens 5 %. Das lässt sich aus der Interpretation des Charts gut nachvollziehen.


Die großen Techs preisen dies schon vorsichtig ein.

Unsere Empfehlung MICROSOFT in der vergangenen Woche lag im Timing bereits richtig. Hier drängt die Zeit. Alles läuft unter dem Oberbegriff KI mit den bekannten und verschiedenen Alternativen. Der zweite Schritt:

META PLATFORMS konkretisiert seine Pläne und der Chef persönlich, Mark Zuckerberg, formulierte den Anspruch. Wir hatten dies vor acht Tagen bereits angedeutet. Umsatzziele sind nicht entscheidend. Wichtig ist die kreative Einbindung von KI-Programmen in die verschiedenen Varianten der Boards mit rd. 2,6 Mrd. Usern von Facebook und deren Nutzung. Die Umsatzziele werden mit 125/127 Mrd. $ avisiert. Die Gewinnschätzungen bleiben unklar um 10,60/11,40 $ je Aktie. Das ergibt ein KGV von 18 als groben Mittelwert, aber: Facebook liefert für den Ausbau des Metaverse im Zusammenhang mit der Anwendung von KI-Programmen eine bisher unvorstellbare Reserve an intelligenten Usern. Wir wiederholen die Empfehlung.


Seit Anfang des Jahres wechseln bereits die Gewichtungen von defensiv zu zyklisch.

Darin steckt die technische Stärke aller Tech-Titel der letzten 10 Börsentage. Gleichzeitig wird daran erkennbar, dass die Höhe der Zinsen für die Bewertungen relativiert werden und mithin auch der Bremseffekt steigender Zinsen für die Wirtschaft tendenziell abnimmt. 

Der Fed sind diese Zusammenhänge mit Sicherheit ebenfalls bekannt. Ein wirklicher Druck, eine harte Geldpolitik weiter zu betreiben, besteht mithin nicht. Im Raum bleiben jedoch die permanente Drohungen des Fed-Chefs, um ihre eigene Disziplin dem Markt zu verkaufen. 

Die Future-Rendite für 10-jährige Bonds hat mit 5,2 % ohnehin den Spitzenpreis schon getestet. Aktuell 4,5 %. 

WALL STREET: BOEING


BOEING ist die Alternative im Sektor Value.

Indien orderte soeben 470 neue Jets, 220 von BOEING und 250 von AIRBUS. 

Darin steckt erstmals die Möglichkeit für BOEING, die Verluste der letzten Jahre sowohl im Verkauf als auch im Gewinn zu einem Comeback zu gestalten. AIRBUS ist faktisch davongeflogen und notiert zurzeit nur 20 % unter den Rekordkursen. Für BOEING geht es bis zum alten Standard um gut 60 %. Eine Gewinnschätzung für BOEING lieferte infolge der verschiedenen Sanierungsprojekte keine zuverlässige Zahl. Ein Mittelwert von 10,50 $ je Aktie wird von Analysten angenommen. Als wichtigste Stütze erweist sich zudem das Rüstungsgeschäft von BOEING mit den neuen Orders für Truppentransporter und Tankvarianten. Das ergibt eine jährliche Steigerung der Produktion/Auslieferung um 10 bis 15 % für die kommenden 10 Jahre. 

WALL STREET: ILLUMINA


Die Gewinner der Pandemiekrise haben ihre Korrektur weitgehend absolviert.

Insbesondere auch MODERNA als Konkurrent zur deutschen BIONTECH im Vergleich. Wurden inzwischen brauchbare Kaufkurse erreicht?

ILLUMINA hatten wir bereits in der AB 31/22 auf der Kursebene 219 $ empfohlen. Die Bodenbildung hat sich stabilisiert. Der Hintergrund: ILLUMINA ist spezialisiert auf Genforschung. Die Kernkompetenzen liegen in der Entwicklung von Life-Science-Geräten und -Systemen für die Analyse von gentechnischen Variationen inklusive Genprofilierung von DNA, RNA und Proteinuntersuchung. 33,5 Mrd. $ Marktwert für rd. 5 Mrd. $ Umsatz sind anspruchsvoll. Die Differenz erklärt sich aus der genannten Pandemieblase. Per 2026 erwarten Analysten von GOLDMAN SACHS eine Zielgröße von wieder 5,5 bis 5,8 Mrd. $ Umsatz und einen Gewinn in der Größenordnung von 2,70 bis 3 $ je Aktie. Das ist ein Zukauf. 

DISPOSITIONEN

DISPOSITIONEN

Ehe man zu Ehren kommt, muss man Demut lernen. (Die Bibel)


IMPRESSUM

IMPRESSUM

Verlag: Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH, Schiessstr. 55, 40549 Düsseldorf; GF: Michael Hüsgen, AG Düsseldorf HRB 88070
Abo-/Leser-Service: Bernecker Börsenbriefe, Westerfeldstr. 19, 32758 Detmold, Tel.: 0211.86417-40, Fax: -46, Mail: abo@bernecker.info

Die Actien-Börse erscheint wöchentlich. Vervielfältigung und Weiterverbreitung sind nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Zustimmung auf elektronische oder sonstige Weise an Dritte übermittelt, vervielfältigt oder so gespeichert werden, dass Dritte auf sie zugreifen können. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens veranlasste (auch auszugsweise) Kopie, Übermittlung oder Zugänglichmachung für Dritte verpflichtet zum Schadensersatz. Dies gilt auch für die ohne unsere Zustimmung erfolgte Weiterverbreitung. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. Der Inhalt ist ohne Gewähr. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Sie dienen der aktuellen Information und journalistischen Veröffentlichung ohne letzte Verbindlichkeit; die Informationen stellen insbesondere keine individuelle Beratung oder Empfehlung dar und begründen keine Haftung. Die vergangene Entwicklung besprochener Finanzinstrumente ist nicht notwendigerweise maßgeblich für die künftige Performance. Risikohinweis: Alle Börsen- und Anlagegeschäfte sind grundsätzlich mit Risiken verbunden. Verluste (bis hin zum Totalverlust) können nicht ausgeschlossen werden. Der Leser sollte die von den Banken herausgegebene Informationsschrift „Basisinformationen über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen“ sorgfältig gelesen und verstanden haben. Weitere rechtliche Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite www.bernecker.info unter RECHTLICHES > Impressum / AGB. Kurs-Charts werden zum Großteil mit Unterstützung von Tai-Pan erstellt. Infos: https://tai-pan.lp-software.de/bernecker