Dem ersten Hammerschlag am 2. April folgte am vergangenen Freitag der zweite Schlag im Zollkrieg „einer gegen alle“.
Im ersten Fall lief die Korrektur um bis zu 15 bis 18 % für ein paar Stunden und im zweiten Fall um 3 %, die ebenfalls schon am Montag wieder ausgeglichen wurden. In beiden Fällen folgte Donald Trump seinem Muster: Erst zuschlagen, dann verhandeln. Was ist dem zu entnehmen?
Die amerikanische Handelsbilanz ist aus dem Ruder gelaufen. Darüber berichteten wir bereits. Insbesondere im Verhältnis zur EU, wie man der nebenstehenden Grafik entnehmen kann. Die Lücke zwischen 606 Mrd. und 371 Mrd. Dollar bedarf der Reduzierung. Das Problem liegt darin, dass die Amerikaner lediglich Agrarprodukte und LNG im großen Umfang liefern können. Eventuell auch Militär-Material und hochwertige Technologie, die jedoch in Dollar gerechnet nur wenig auf die Waage bringen. Die Reduzierung der EU-Exporte in die USA ist andererseits so breit gestreut, dass man damit via Zöllen, wiederum in Dollar gerechnet, nur auf Beträge um 30 bis 40 Mrd. Dollar kommt, die als Kompensation gelten können. Gefragt sind aber rund 120 bis 140 Mrd. Dollar, um die Lücke zu schließen.
Um diesen etwas grob formulierten Sachverhalt geht es also. Eine kurzfristige Lösung ist nicht zu erreichen, und nur der massive Kauf von Agrarprodukten und LNG (siehe oben) erlaubt eine Entspannung. Größter Widerstand kommt aus Frankreich in Sachen Agrarprodukte. Die drei deutschen Autokonzerne bieten an, die Produktion von Pkw in den USA um 100.000 bis 150.000 auszubauen. Doch selbst dies reduziert die beschriebene Lücke nur um 10 bis 15 Mrd. Dollar.
Das ist der sehr komplexe Sachverhalt, um den es in den nächsten Wochen gehen wird: Viele Einzellösungen, aber kein globaler Vertrag mit allgemeinen Zöllen. Die herumgereichten 50 % sind eine leere Drohung, aber typisch Trump: Sie wirkt!
Mit freundlichen Grüßen
Hans A. Bernecker